November, die Tage werden kürzer und die Temperaturen fallen. Gefühlt ist es eigentlich nur noch nass, kalt und dunkel. Wir (Hendrik, Rainer und Bene) haben uns auf den Weg nach Turin gemacht, um dort die Saison mit einer letzten Regatta zu beschließen.
Turin in Oberitalien, bekannt vor allem als Autostadt und Stadt der Pralinen hat auch eine lange Rudertradition.
Automuseum Turin
Gerudert wird hier auf dem Po. Der größte italienische Fluss ist in Turin noch nicht schiffbar, aber aufgrund seiner Breite und Lage ein ideales Ruderrevier.
Seit 1992 wird hier Anfang November am Club REALE SOCIETA CANOTTIERI CEREA CLUB (R.S.C. CEREA) ein Langstreckenrennen für Skiff Ruderer ausgetragen.
Mit den Jahren hat sich die Veranstaltung zu einem festen Termin in den Regattakalendern der Sportler gemausert. Mittlerweile kommen über 800 Ruderer und Ruderinnen aus der ganzen Welt, um sich an zwei Tagen in vier verschiedenen Wettbewerben miteinander zu messen. Bezeichnend für diese Regatta ist die Teilnahme aller Altersklassen, von den B-Junioren (U17) bis hin zur ältesten Masters Klasse M (89 Jahre). Der größte Wettbewerb dieser Regatta ist die SilverSkiff Trophy, ein Ausdauerrennen über 11km im Skiff, die in diesem Jahr mit 640 Teilnehmern schon sehr früh ausgebucht war.
Nach der Anreise am Freitag ging es dann am Samstag Vormittag zu einem ersten Training im Filippi Leihboot aufs Wasser. Bei bedecktem Himmel und doch recht frischen Temperaturen zeigten sich schon im Training schnell die Schwierigkeiten der anspruchsvollen Regattastrecke. Im Gegensatz zum Vorjahr war die Strömung in diesem Jahr doch erheblich und das Wasser dadurch sehr unruhig.
Am Sonntag dann die Regatta. Nach einer sehr unruhigen Nacht, Juventus Turin hatte am Samstagabend im Stadtderby gegen den FC Turin mit 2:0 gewonnen und Juve Fans hatten bis 4 Uhr früh vor unserem Hotel gefeiert, ging es um 8 Uhr zum Start an den Fluss. Dicker Nebel lag über dem Fluss, Sicht gleich Null, an einen pünktlichen Start war gar nicht zu denken. Mit einstündiger Verspätung wurde das Rennen dann gestartet.
Startverschiebung durch Frühnebel über der Regattastrecke
Als Verfolgungsrennen angelegt, wurden die Teilnehmer im 15sek. Abstand, in der Reihenfolge der Zielzeiten des Vorjahres auf die Strecke, geschickt. 11km auf dem Po, das verlangt einem schon einiges ab. Die kurvenreiche Strecke, die zuerst 5,5km flussaufwärts aus dem Stadtzentrum heraus und dann nach einer 180° Wende wieder bis zum Zielpunkt zurückführt, erfordert Übersicht, Konzentration und eine gute Krafteinteilung. Auf den ersten 2000m müssen zwei Stadtbrücken passiert werden. Der breite Fluss, auf der kompletten Strecke durch eine Bojenkette in Hin- und Rückweg unterteilt, wird dadurch an einigen Stellen doch schnell sehr schmal.
Einmal nicht aufgepasst wird man schnell aus der Kurve herausgetragen und droht in der Bojenkette hängenzubleiben oder kommt gar auf die Gegenstrecke. Hinzukommen die Überholmanöver, die bei den kurzen Startabständen und den vielen unterschiedlichen Altersklassen einen wesentlichen Reiz der Regatta ausmachen. So kommt es gerade bei den höheren Startnummern in den Läufen häufig zu Sprintkämpfen zwischen den Ruderern. Nach ca. 1h ist es dann geschafft.
Zum Rennen dann beste Bedingungen, 18°C und Sonne
Doch im Gegensatz zum diesigen und ungemütlichen Samstagstraining überraschte der Regattatag am Sonntag dann sehr angenehm. Nachdem die letzten Nebelfelder am späten Vormittag verflogen waren wandelte sich der Tag gegen Mittag zu einem warmen und sonnigen Novembertag. Die Temperaturen stiegen bis auf 18°C und machten die Regatta damit wieder zu einem unvergesslichen Erlebnis, bei dem zum Abschluss auch das ein oder andere Bier vor der langen Heimreise geköpft wurde.
Hendrik, Rainer, Bene und Cristoph G. (RK Wiking Berlin) beim Regatta Abschlussbier am CEREA CLUB.
Sieger des Gesamtklassements wurde Martin Sinkovic mit 40:30 min. Der Kroate (Olympiasieger im 2-) ließ sich den Sieg auch in diesem Jahr von Koen Metsemakers (NED, Olympiasieger im 4x) und Gabriel Soares (ITA, Olympiazweiter im 2x) nicht nehmen. Hendrik erreichte als bester HRC Ruderer mit 51:25 min den Platz 264, Bene Platz 291 mit 52:05 min und Rainer Platz 532 mit 59:30 min.