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32. INTERNATIONAL SILVERSKIFF AND KINDERSKIFF TROPHY

12.11.2023  ·  Masters
Herbst ist Langstrecken-Zeit. Jedes Jahr lädt der REALE SOCIETA CANOTTIERI CEREA CLUB (R.S.C. CEREA) aus Turin Ruderinnen und Ruderer aus aller Welt ein, um sich bei einer Langstreckenregatta (5.-6.11.2023) auf dem Fluss Po miteinander zu messen. Das traditionsreiche Rennen wird seit nun 32 Jahren in der Stadt in Oberitalien ausgetragen und ist als reines Skiff Langstreckenrennen ausgeschrieben. Neben den KINDERSKIFF-Rennen und dem VINTAGESKIFF-Rennen, die am Samstag stattfinden, wird das eigentliche SILVERSKIFF-Hauptrennen über 11 km am Sonntag ausgetragen.

Also 11 km auf dem Po, das ist schon eine etwas längere Strecke. Aber warum nicht? Gesagt getan, gemeldet, Boot gemietet, Flug gebucht und Hotel reserviert. Am Samstagvormittag nach Turin, Boot einstellen und nach der KINDERSKIFF-Regatta am Spätnachmittag noch ein wenig trainieren, um ein Gefühl für die Strecke zu bekommen. Sonntag dann die Regatta und am Montag wieder zurück, man will ja auch etwas von der Stadt sehen. Leider kam es anders als geplant. Schon in Hannover verzögerte sich der Abflug um über eine Stunde. Bis ich dann endlich durch das Verkehrschaos am CEREA Club angekommen war, wurde es schon langsam dunkel und an ein Training war nicht mehr zu denken. Darüber hinaus war das von Filippi gemietete Boot ein nagelneuer F15 frisch aus der Presse. Eine schöne Rennmaschine, wie gemacht für mich, aber so neu, dass weder Dollenabstand noch Dollenwinkel sauber eingestellt waren. Also erst einmal messen und Boot und Skulls einstellen. Zum Glück war Filippi mit passenden Skulls, Werkzeug, Messgeräten sowie Rat und Tat behilflich. Als ich dann endlich fertig war, war es natürlich dunkel. Also neuer Plan: Sonntagmorgens um 7 Uhr bei Sonnenaufgang noch einmal aufs Wasser, um zumindest ein Gefühl für das Boot zu bekommen.


Sonntagmorgens – die Stadt ist noch nahezu menschenleer. Am CEREA Club wird gerade frisches Brot ausgeliefert. Regattatag, optimale Bedingungen, es ist windstill und fast wolkenlos. Der Fluss liegt da wie ein großer Spiegel. Die Strömung ist so langsam, dass man sie kaum sehen kann. Ich rudere bei aufgehender Sonne bis zum 1500m entfernten Wehr mitten in Turin. Das Boot läuft einfach. Trotz des sehr schmal geschnittenen Rumpfes und der winzigen Finne am Heck ist der Einer erstaunlich stabil. Der breite, neu designte Rollsitz mit den weit auseinanderliegenden Rollschienen ist sehr bequem. Das Boot macht einfach Spaß. Ich freue mich auf die Regatta - Zeit frühstücken zu gehen. Um kurz vor 9 Uhr bin ich zurück am Club. Auf der Terrasse vorm Clubhaus erwarten die Zuschauerinnen und Zuschauer aufgeregt den Start. Auf einer Bühne ist ein Großbildmonitor aufgebaut auf dem der Start und das Rennen aus der Drohnenperspektive übertragen wird. Gestartet wird in zwei Blöcken mit einer kurzen Pause dazwischen.

Die Zeitschnellsten des Vorjahres gehen als erstes auf die Strecke. Lokalmatador Gabriel Soares, Koen Metsemakers aus den Niederlanden und Martin Sinkovic aus Kroatien werden frenetisch bejubelt und starten mit nur 15 Sek. Abstand. Mein Start ist erst im zweiten Block um 11:08 Uhr, Startnummer 508. Noch Zeit genug, um sich die Strecke einzuprägen. Start- und Ziellinie befinden sich direkt am CEREA CLUB im Herzen von Turin. Der an dieser Stelle sehr breite Fluss bietet ideale Bedingungen für die Regatta. Zum einen kann in zwei Reihen parallel gestartet werden, was es ermöglicht, alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit sehr kurzen Startabständen von 15 Sek. auf die Strecke zu schicken. Zum anderen bleibt noch Platz genug für einen breiten Zieleinlauf, in dem bis zu drei Ruderinnen und Ruderer parallel durchs Ziel rudern können, ohne sich zu behindern.



Vom Start am CEREA Club flussaufwärts geht es zunächst auf einem geraden Teilstück ca. 1000m zu ersten Stadtbrücke, der Ponte Isabella, um dann direkt hinter der Brücke in einer Rechtskurve abzubiegen und nach ca. 500m die Ponte Balbis zu erreichen. In einer sehr langgezogenen Linkskurve und einem anschließenden erneuten Schlenker nach rechts kommt der Fluss dann zur dritten Brücke, der Ponte della Passerella, die nun ca. 3000m vom Start entfernt ist. In einer leichten, langgezogenen Linkskurve wird nun nach 5500m der Wendepunkt der Regattastrecke erreicht. Hier wird muss um 180° gewendet und die Strecke stromabwärts wieder bis zum Ausgangspunkt am Club zurückgerudert werden. Mittlerweile geht es auf 11 Uhr zu. Ich bin seit 30 Minuten auf dem Wasser, gut aufgewärmt reihe ich mich in die Startreihe der Boote ein. Gerade Startnummern rechts, ungerade links und schon geht es los. Die ersten Schläge sind holprig und überhastet. Ich versuche, schnell zu meinem gewohnten Streckenschlag zu kommen. Mit Erreichen der ersten Brücke bin ich dann im Rennen angekommen. Ich spule mein Trainingsprogramm mit einem 27er/28er Schlag ab, muss mich dabei jedoch laufend umsehen. Zum Glück ist der Fluss auf der gesamten Strecke in der Mitte durch eine Bojenkette geteilt. Direkt nach der ersten Brücke schließe ich schon zu einem vor mir gestarteten Boot auf. Ich überhole an Steuerbord. Nun befinden sich vor mir zwei Ruderer im Wettkampf, zu denen ich schnell aufschließe, ich muss Kraft herausnehmen, um nicht auf die Boote aufzufahren. Erst nach der nächsten Brücke, als sich die Bojenkette wieder in die Flussmitte verlagert, ist Platz und ich kann beide Boote in sicherem Abstand überholen. Bis zum Wendepunkt liegen jetzt noch zwei Ruderer vor mir. Wir erreichen fast gleichzeitig den Wendepunkt. Während die beiden Konkurrenten in einem großen Bogen durch Backbord Überziehen die Wendeboje runden, habe ich in einem spitzen Winkel die Boje angesteuert, schieße mit Steuerbord Stopps über die Boje hinaus, drehe das Boot dann mit einem kräftigen Steuerbord Gegenschlag um 90°, um dann mit Backbord Überziehen das Boot erneut zu beschleunigen. Durch den damit deutlich kürzeren Weg habe ich beide Boote in der Wende überholt.

Nun flussabwärts dem Ziel entgegen fühlt sich das Rudern leichter an. Ich versuche, durch eine höhere Schlagzahl das nächste vor mir liegende Boot anzugreifen, doch der Konkurrent hält dagegen. Nur langsam komme ich näher. Dann jedoch macht der Fluss einen leichten Bogen nach Backbord. Ich bin plötzlich in der Flussmitte und bleibe mit dem Steuerbordskull an der Bojenkette hängen. Die plötzliche Überbelastung rächt sich prompt mit einem Krampf in der linken Wade. Nur mit Mühe schaffe ich es, den Anschluss nicht zu verlieren. Kurz vor der dritten Brücke habe ich den Krampf dann glücklicherweise überwunden und kann endlich an dem Boot vorbeiziehen. Die zweite Brücke kommt jetzt schnell näher und ich versuche, auf den letzten 1000m das Tempo noch einmal zu erhöhen. Plötzlich ist das CEREA Clubhaus am Ufer und ich höre die Signalhupe für die Zieldurchfahrt. Meine Uhr zeigt 50‘35 Min. an. Ich bin durch, es ist 12 Uhr mittags, ich genieße den Sonnenschein beim Ausrudern und unterhalte mich mit Pawel aus Polen, der kurz vor mir ins Ziel gekommen ist.



Am frühen Nachmittag ist dann die Siegerehrung. Neben der Gesamtwertung wurden die ersten drei Plätze in jeder Alterskategorie ausgezeichnet. In der Gesamtwertung von 662 Teilnehmern gewann Martin Sinkovic vom Ruderclub Mladost aus Kroatien mit einer Zeit von 40‘20 Min., knapp dahinter Gabriel Soares mit 3 Sek. und Koen Metsemakers mit 18 Sek. Rückstand. Ich belegte mit 50‘29 Min. im Gesamtranking Platz 249. In der reinen Männer Masters D-Wertung lag ich damit auf Platz 13 von 42 Wettkämpfern. Bill Chambers vom Ruderclub Vevey aus der Schweiz ruderte mit 45‘42 Min. hier die schnellste Zeit.

Nach der Euro Masters-Regatta in München hat das Silver Skiff-Event in Turin für mich das Jahr toll abgerundet. Nicht zuletzt lag das auch an einer Super-Organisation des Turiner CEREA Clubs. Die Regatta zeichnet die gemeinsame Liebe zum Rudern und die überwältigende Gastfreundschaft und Liebenswürdigkeit der Turinerinnen und Turiner aus. Turin ist eine Reise wert und hat neben der Silver Skiff-Regatta auch noch viele Sehenswürdigkeiten zu bieten, die sich lohnen. Für mich im nächsten Jahr ein unbedingtes Muss. Vielleicht finden sich noch andere Ruderinnen und Ruderer aus dem Junioren, Senioren oder Masters-Bereich in Hannover, die sich dafür begeistern können.

Benedikt Roberg

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